Auf eine lange Tradition blickt der „Drette Krestach“, der jährliche Umzug der Junggesellen aus Irmgarteichen, zurück. Die von den „Hermedeicher Jonge“ in der Adventszeit geschriebenen „Paragrafen“ erzählen manchmal übertrieben, oft mahnend oder satirisch von Missgeschicken, Peinlichkeiten und lustige Geschichten der Bewohner. Diese „Schlachzeile on weldhistorische Ereichnisse“ wurden teils in Hochdeutsch, teils in „Sejerlänner Platt“ geschrieben und nunmehr seit fast 60 Jahren am „Drette Krestach“, dem im Oberen Johannland „3. Weihnachtsfeiertag“, vorgetragen und verteilt: „Et is scho emmer so gewäse, um Drette Krestach wird vorgeläse“.

Die 15 Junggesellen, darunter 1 „Neuling“, teilten sich in mehrere Gruppen auf, die Einen liefen durchs Dorf um die „Paragrafen“ an wichtigen Knotenpunkten und teils auch vor den Häusern der Betroffenen vorzutragen, die Anderen verteilten diese gegen eine kleine Spende der Einwohner in Form von Geld oder Wurst.

10 "Schlachzeile on weldhistorische Ereichnisse" des vergangenen Jahres wurden aufgeführt und mit einer Auflage von 250 Stück abgedruckt: Beispielsweise wurde von der Wettermisäre und deren Auswirkungen auf die Gestaltung der „Teppiche“ für die Prozession berichtet. Diese werden typischerweise aus Sägemehl, Blüten oder Graberde vor den einzelnen Stationen der Prozession gelegt, doch der Regen machte dem ganzen einen Strich durch Rechnung. Und die Moral von der Geschicht’: „Die Nässe mussten wir verschmerzen, es traf uns hart in tiefstem Herzen.“

Der Defekt eines Traktors war auch ein Thema – dieser wurde vom Besitzer wohl oder übel nach Hause geschoben: „Wäh sin Trecker leebt, däh scheebt“. „On de Moral va hedem Denge: Heste watt kabott moste et ir Ordnong brenge.“ Ein, auch für die „Jonge“ persönlich, sehr wichtiger „Paragraf“ ist der des Wiederaufbaus des Gashof Ley, der im vergangenen Jahr abbrannte: „De Hermedeicher Jonge sind erfreut, das wieder kommen so viele Leut’“.

Eine Geschichte widmete sich traditionell dem „Hainchener Osterfeuer“, welches laut Aussage der „Hermedeicher Jonge“ in diesem Jahr optisch wenig hermachte. Der Paragraf „30 Minuten für ein Bier behandelte die typische Wartezeit auf der diesjährigen Osternight in Hainchen. Das „Einkaufszentrum Werthenbach“, in dem es neben dem Farbenwechsel der Tankstelle nun keinen Imbiss mehr gibt und die  Feuerteufeln, die in diesem Jahr wieder ihr Unwesen getrieben haben, waren weitere Themen.

Der Ausklang des Festes ist dieses Jahr – nach der Neueröffnung vor einigen Monaten – wieder im Gasthof Ley. Hierzu wurden neben den ehemaligen „Jonge“ auch die Mädchen eingeladen, die sich mit den Junggesellen vergnügen sollten. Dieser althergebrachte Teil ist natürlich auch traditionell verankert: „Brengt Geld on vell gore Worscht herbie, on och ouw scherne on lewe Wieweslied. Da sin mer zerfrerre on os deret reiche, dät sin de Jonge fuu on zoo Hermedeiche!“

Text und Bild: Christian und Jessica Reuter (www.irmgarteichen.net)
In modifizierter Form veröffentlicht in der Siegener Zeitung am 28.12.2009

Hermedeicher Jonge unterwegs: „Wäh sin Trecker leebt, däh schebt“

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