Unter der Pfarrkirche St. Cäcilia Irmgarteichen endet am kommenden Samstag um 19 Uhr eine Ära. Nach 20 Jahren schließt der Eine-Welt-Laden für immer seine Türen.

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Das Schild hat ausgedient. Am Samstag geht die 20-jährige Ära der „Eine Welt“-Verkaufsstelle in Irmgarteichen zu Ende. Fotos: Christian Janusch

Etwas wehmütig stehen Christa Reuter und Hendrik Kölsch vor den nur noch halb gefüllten Regalen in dem kleinen Raum, der nur über einen Hintereingang der schmucken weißen Kirche in der Dorfmitte zu erreichen ist. „Nächste Woche ist hier Schluss, dann verkaufen wir die übrige Ware zum Sonderpreis“, erklären die Vorstandsmitglieder des Vereins, der sich Mitte der 90er-Jahre gründete, um die seit 1980 bestehende Indienhilfe zu unterstützen. Die beiden indischen Priester Sebastian Karambai und Amaladas Santiago übernahmen während ihres Studiums in Rom in der Pfarrei im Oberen Johannland die Ferienvertretung. Viel erfuhren die Irmgarteichener über die Herkunft und Lebensbedingungen im südlichen Subkontinent. Erst waren es private Spenden, dann kamen die Erlöse aus Festen oder Waffelbackaktionen hinzu – bis sich schließlich im Oktober 1994 der Eine-Welt-Laden gründete, dessen Verkaufserlöse der fair gehandelten Produkte seit jeher der Indienhilfe zugute kommen.

Kaffee, Tee, Taschen, Schals, Tücher, Spielzeug und vieles mehr gab es zunächst im ehemaligen Jugendheim. Nach dessen Abriss vor gut zehn Jahren zog die Verkaufsstelle in den Raum unterhalb der Pfarrkirche. „Eigentlich war es ein Provisorium“, erklären die ehrenamtlichen Mitarbeiter, aber aus der Übergangs- wurde eine Dauerlösung. Wie viele Stunden sie und die Mitarbeiter um Vorsitzende Renate Groos hier verbracht haben, können Christa Reuter und Hendrik Kölsch nur schätzen. „Aber es waren immens viele“, erklärt der 2. Schriftführer, „immerhin verfügt der Verein über 430 Mitglieder, die allesamt betreut werden müssen.“ Hinzu kamen Produktpflege, Treffen mit anderen Weltladen-Mitarbeitern und Besuche bei den Zulieferern.

An ehrenamtlichem Engagement mangelte es im Übrigen nicht. „Aber was hilft’s, wenn die jungen Frauen hier stehen und es kommt kein Kunde“, fragt Christa Reuter. Während der Lieferservice boomte, nahm die Zahl der Kunden immer mehr ab, so dass die Verkaufsstelle schließlich nur noch am ersten Samstag des Monats für gerade einmal eine Stunde geöffnet wurde. Immerhin kann Kölsch, der sogar eine eigene Facebook-Seite für den Laden ins Leben rief, dem Ende etwas Positives abgewinnen: „Fair gehandelte Produkte gibt es heute in jedem gut sortierten Geschäft; viele Kunden kaufen diese Produkte dort ein.“ Im Februar beschloss der Verein, den Laden am ersten April-Wochenende zu schließen, weil der finanzielle und personelle Aufwand zu hoch wurden.

„Durch die geringe Zahl an Kunden mussten wir die Produkte zu höheren Preisen einkaufen – das war einfach nicht mehr wirtschaftlich“, untermauert Kölsch, der aber auch klarstellt, dass der Verein erhalten bleibt und sich weiter für fairen Handel einsetzen will. Die Mitgliedsbeiträge werden nach wie vor der Indienhilfe zukommen.

Im Juli will Pfarrer Amalades Santiago mal wieder ins Siegerland kommen und von Projekten berichten, die dank der Hilfe aus Irmgarteichen realisiert werden konnten. Den Eine-Welt-Laden wird er dann vergeblich suchen.

Am Samstag, 5. April, 17 bis 19 Uhr, werden die restlichen Artikel zum Sonderpreis verkauft. (Von Christian Janusch, c.janusch@siegerlandkurier.de)

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Die Regale sind bereits halbleer; am kommenden Samstag findet der letzte Verkaufstag statt.

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung des Siegerlandkuriers (http://www.siegerlandkurier.de/vermischtes/ausverkauf-unterm-kirchenschiff/)

Ausverkauf unterm Kirchenschiff: Eine-Welt-Laden in Irmgarteichen schließt am kommenden Samstag

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