Jubiläumsausgabe der „Dretten Krestach“ Zeitung: Der beste Mix aus den 50er, 70er, 90er und das Beste von heute.
„Es ist ja bekanntlich immer so gewesen, am Drette Krestach wird vorgelesen. Dies jährt sich ja nun schon zum 60. Mal und mit der Zeitung ehren wir die Zahl.“ So steht es im Leitartikel der diesjährigen „Drette Krestach“ Zeitung. Die „glorreiche Historie“, in der „Schlachten geschlagen“ und „Prozesse bestritten“ wurden, mit „investigativem Journalismus“ auch WikiLeaks inspiriert werden konnte, wurde hervorgehoben und den ehemaligen Junggesellen gedankt: „Goldene Zukunft braucht Vergangenheit, wir danken den Jungs von früher in tiefer Dankbarkeit.“
Die diesjährige Ausgabe wurde von 20 Junggesellen, darunter vier Neulingen, im Alter zwischen 16 und 23 Jahren in der Adventszeit geschrieben und am als „3. Weihnachtsfeiertag“ bekannten gestrigen 27.12. verteilt und vorgetragen. Die Junggesellen gingen in Gruppen unterteilt durch das Dorf. Die einen trugen die in den Paragrafen mahnend oder satirisch niedergeschriebenen Missgeschicke, Peinlichkeiten und lustigen Geschichten der Bewohner an Knotenpunkten des Ortes vor, die anderen verteilten diese gegen eine kleine Spende der Einwohner in Form von Geld oder Wurst. Diese „Schlachzeile on weldhistorische Ereichnisse“ wurden teils in Hochdeutsch, teils in „Sejerlänner Platt“ geschrieben.
Die Jubiläumsausgabe beinhaltet nicht nur neun "Schlachzeile on weldhistorische Ereichnisse" des vergangenen Jahres, sondern auch fünf Paragrafen aus den letzen 60 Jahren. Sogar der erste Paragraf, der 1950 von den damaligen Junggesellen geschrieben wurde und von den Geboten des Tages nach Weihnachten handelt, wurde wieder abgedruckt. Dort heißt es: „Du sollst heute voll Humor sein, wer Trübsal bläst ist nicht wert die Gemeinschaft der Wursteesser zu teilen“.
Paragrafen aus dem Jahr 2010 handeln zum Beispiel von der in Werthenbach neu eröffneten Bäckerei, dem Jubiläum des DRK oder einem Wasserschaden. Der Paragraf, der den Junggesellen wohl besonders am Herzen liegt handelt von dem geplanten Kunstrasenplatz des TuS Johannland. Als Fußballfans wünschen sie sich ein einfahrbares Dach und natürlich träumen sie davon, dass nun bald der Weltpokal im Vereinslokal steht. Die Einwohner es Nachbachdorfs Hainchen wurden dieses Jahr auch wieder reichlich auf die Schippe genommen: Ganze drei Paragrafen wurden ihnen gewidmet, welche von verlorenen Führerscheinen, abgebrochenen Schlüsseln und dem Osterfeuer handeln: „Das Feuer sah aus wie ein Dach, es fehlt ihnen einfach ein Mann vom Fach“, so stand es in dem schon fast traditionellen Paragraf über das Osterfeuer in Hainchen. Dieses war aus der Sicht der Irmgarteicher dieses Jahr besonders erwähnenswert, sodass sogar ein Bild mit abgedruckt wurde. Auch wurde dort erwähnt, dass das Osterfeuer dieses Jahr einen Tag zu früh abgebrannt ist und schlussfolgerten, dass es die „Häner“ selbst waren um sich an Ostern nicht mit diesem „Dachstuhl“ zu blamieren.
Nachdem am Abend die 200 Zeitungen verkauft waren fand der Ausklang des Tages traditionell im Gasthof Ley statt. Hierzu wurden neben den ehemaligen „Jonge“ auch die Mädchen eingeladen, die sich mit den Junggesellen vergnügen sollten. Dieser althergebrachte Teil ist natürlich auch traditionell verankert: „Brengt Geld on vell gore Worscht herbie, on och ouw scherne on lewe Wieweslied. Da sin mer zerfrerre on os deret reiche, dät sin de Jonge fuu on zoo Hermedeiche!“
Text und Bild: Christian und Jessica Reuter (www.irmgarteichen.net)
In modifizierter Form veröffentlicht in der Siegener Zeitung am 28.12.2010