„So lange wie möglich und vertretbar” wolle die Stadt alle sieben Grundschulstandorte erhalten, beteuerte Bürgermeister Rüdiger Bartsch im Oktober im Rat. Was im Vorfeld der Grundschulanmeldungen zur Beruhigung der Eltern dienen sollte, scheint nun schwer einzulösen zu sein.

 

Bewegte Schullandschaft
 
  • 1968 wurden die Volksschulen geschlossen. Manche Standorte wurden aufgegeben, in andere zogen die neuen Grund- und Hauptschulen ein.
  • 1990 wurde die Hauptschule Netphen als erste der drei Hauptschulen geschlossen. In das Gebäude zog das neue Gymnasium ein. Nach wie vor verwaist ist das Gebäude der Anne-Frank-Hauptschule Dreis-Tiefenbach, die 2002 geschlossen wurde.
  • Zu Verbünden wurden 2006 die Grundschulen Dreis-Tiefenbach und Eckmannshausen (Dreisbachtal) sowie Ober- und Niedernetphen (Netphen) zusammengeschlossen.

Angekündigt war die Bildung eines – nach Netphen und Dreisbachtal – dritten Grundschulverbundes, der aus der Grundschule Hainchen und der katholischen Grundschule Salchendorf bestehen soll. Skeptiker ahnten, dass das nicht funktionieren könnte, weil auch dafür die Schülerzahlen nicht ausreichen. Den ersehnten Schub nach vorn hat das Anmeldeverfahren im Herbst offenbar nicht gebracht. Der Schulausschuss wird jedenfalls nicht, wie geplant, am Rosenmontag tagen, um den Beschluss für einen Verbund zu fassen. Stattdessen hat die Verwaltung das Zahlenpaket an den Ältestenrat geschickt. In der geheim tagenden Runde von Fraktionschefs und Verwaltungsvorstand soll nun ausgelotet werden, was aus den beiden Schulen wird. Zusätzlicher Druck kommt dabei aus zwei Richtungen. Einmal personell: Beide Schulleiterstellen werden frei. Rolf Aschoff (Salchendorf) ist Ende Januar in Pension gegangen, Eugenie Pfeil (Hainchen) geht im Sommer – eine Ausschreibung ist so lange nicht drin, wie nicht feststeht, welche Schule wie lange fortbesteht. Und zweitens: Im Salchendorfer Schulgebäude muss in den Brandschutz investiert werden, die Rede ist von mindestens 150 000 €. Und das sind die Möglichkeiten, die derzeit diskutiert werden:

  • Grundschulverbund Hainchen/Salchendorf:  Geht eigentlich nicht, weil zumindest beide Standorte zusammen zweizügig sein müssten, also zwei Klassen je Jahrgang bilden müssten. Eine Klasse soll 18 bis 30, nach Richtwert 24 Kinder stark sein, im Ausnahmefall darf sie auch nur 15 haben. Tatsächlich werden in den nächsten vier Jahrgängen für beide Standorte nur 2009 mehr als 40 Lernanfänger erwartet. Werden zu viele zu kleine Klassen gebildet, gibt es Probleme mit dem Stundenplan. Zugewiesen wird den Schulen ein Lehrer für 24,1 Schüler. Hainchen und Salchendorf bleiben selbstständig: Hainchen würde durchweg einzügig – mit großen Klassen – weitergeführt werden können. Salchendorf müsste sich auf völlig andere Konzepte verständigen, wenn die Gesamtschülerzahl in allen vier Jahrgängen nur noch um die 50 pendelt: Möglich wären dann zum Beispiel zwei oder drei jahrgangsübergreifende Klassen, in denen jeweils alle Alterstufen zusammen unterrichtet werden. Hainchen bleibt selbstständig, Salchendorf wird geschlossen:  Ein ähnliches Problem wie beim Verbund. Wenn die Stadt für Hainchen Einzügigkeit festschreibt, müssten Kinder, die dort nicht unterkommen, nach Deuz fahren. Darüber hinaus gibt es Lösungen, die die Grundschule Deuz einbeziehen – und die politisch noch tabu scheinen: 
  • Grundschulverbund Deuz/Salchendorf/Hainchen:  Könnte funktionieren, wenn genügend Kinder für insgesamt vier Züge zusammenkommen, die auf Deuz (2), Salchendorf (1) und Hainchen (1) zu verteilen wären. Mehr als 80 Kinder kommen allerdings in keinem der nächsten Jahrgänge zusammen – genügend Lehrer gibt es also nur für drei Klassen.
  • Grundschulverbund Deuz/Hainchen:  Erst dann, ohne den somit aufzugebenden Standort Salchendorf, würde die Rechnung mit einem dreizügigen Grundschulverbund aufgehen. Davon braucht Deuz auch deshalb je zwei Klassen pro Jahrgang, damit die offene Ganztagsgrundschule funktioniert. 

So richtig reden möchte niemand über das Thema, das durch weitere Variablen noch komplizierter wird: Zum einen gibt es den Wunsch, im oberen Johannland eine katholische Bekenntnisgrundschule zu erhalten. Zum anderen hat die katholische Kirchengemeinde Irmgarteichen schon zwei Mal angeklopft: Sie will mit ihrem Werthenbacher Kindergarten raus aus den eigenen, zu groß gewordenen Räumen – am liebsten als Mit-Nutzer in eines der Schulgebäude.  „Das Thema ist noch nicht so weit vorbereitet”, sagt Schulauschussvorsitzender Peter Katz (UWG), der aber nicht ausschließt, dass die endgültige Höhe der Brandschutzinvestitionen in Salchendorf die Entscheidung beeinflussen wird. Die könnte im übrigen auch vorläufig sein: Wenn Salchendorf wenigstens noch zwei Jahre gehalten würde, müsste sich erst der neue, 2009 zu wählende Rat des Themas erneut annehmen.

Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/netphen/2008/2/6/news-20373127/detail.html

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