Am gestrigen Tag nach Weihnachten, der im oberen Johannland als „Drette Krestach“ bekannt ist, trafen sich die aktiven „Hermedeicher Jonge“, derzeit 15 Stück an der Zahl, um ihre in der Adventszeit geschriebenen „Paragraphen“ vorzutragen und im Ortsteil zu verteilen. Den Ursprung hat dieser Brauch vor mindestens 57 Jahren. Diese „Schlachzeile on Weldhistorische Ereichnisse“ sind Missgeschicke und lustige Geschichten des Jahres der Bewohner des Ortsteils Irmgarteichen. Diese werden in Reimform, teilweise übertrieben, mahnend oder satirisch aufgeführt. Paragraphen sind teils in hochdeutsch, teils in Siegerländer Platt verfasst, wie die Einleitung: „Et is scho emmer so gewäse, um Drette Krestach wird vorgeläse, Schlachzkeile on weldhistorische, Ereichnisse im Johr 2007“.
Die Junggesellen teilten sich in Gruppen auf, die zum einen die Paragraphen an wichtigen Punkten vortrugen, und zum anderen die Paragraphen gegen eine Spende an die Orts-Bevölkerung verteilten. „Damals bekamen wir vermehrt Wurst als Belohnung, der dann am Abend mit Kartoffelpüree und Sauerkraut verspeist wurde. Heute sind wir aber genau so mit Geld zufrieden“. Als Dankbarkeit wird jeweils ein Schnaps ausgeschenkt – als Zeichen der Dankbarkeit.
11 "Schlachzeile on weldhistorische Ereichnisse" des vergangenen Jahres wurden aufgeführt und mit einer Auflage von 300 Stück abgedruckt: Beispielsweise streikte der elektrische Rollstuhl eines Ortsbewohners, so dass dieser nicht mehr vorwärts kam. Da es nur noch 300 Meter bis zur eigenen Haustür waren, wurde er kurzerhand von einem Quad abgeschleppt und nach Hause gebracht. Eine andere Geschichte handelt von 2 jungen Männern, die mit dem Auto zum Martinszug ins Nachbardorf fuhren. Als der eine ausstieg und die Tür abschloss, dachte der zweite, dass er in seinem Auto eingeschlossen war und verbrachte dort 2 Stunden, bis er merkte, dass man das Auto mit dem Hebel auch von innen öffnen kann, selbst wenn es von außen abgeschlossen ist.
Das Unwetter „Kyrill“ („Auch wenn einmal die Erde bebt, was soll uns passieren, wir haben Kyrill überlebt!“), gefundene seltene Käfer (die SZ berichtete), das Osterfeuer sowie die seit zwei Jahren defekte Treppe zum Kirchplatz waren auch Themen der diesjährigen Ausgabe.
Ausklang des Festes war abends im Gasthof Ley, zu dem auch die Mädchen eingeladen waren, um sich mit den Junggesellen zu vergnügen. Diese Tradition beweist auch ein alter Vers, der jedes Jahr mit abgedruckt wird: "Brengt Geld on vell goore Worscht herbie, on och ouw scherne on lewe Wieweslie. Da sin mer zerfrerre on os deret reiche, dät sin die Jonge fuu on zoo Hermedeiche!