Die 14 Stationen markieren den Weg zum Friedhof

 

Der Leidensweg Christi wird Karfreitag in der Pfarrgemeinde Irmgarteichen symbolisch nachvollzogen. Alle 14 in Bruchsteinmauerwerk gefassten Reliefbildstöcke symbolisieren in eindrucksvoller Weise das Leiden Christi und machen allen mit dem steilen Anstieg zum Friedhof die Beschwernis des Weges Christi verständlich.

Die farblosen Reliefbildstöcke wurden 1880 von den Eheleuten Johann Heinrich Schäfer und Maria Caroline, geb. Ley aus Irmgarteichen gestiftet. Beide waren an der schrecklichen Krankheit Tuberkulose
erkrankt. Am 17. Juli 1879 wurde von Johann Heinrich Schäfer ein Testament aufgestellt. Er vererbte
der Kirche 4400 Goldmark. Mit dem damaligen Pfarrer Gröne entschied man sich für einen kompletten Kreuzweg aus Stein um die Friedhofsmauer an der Pfarrkirche.  Jede Station, so ist in den alten Kirchenbüchern nachzulesen, kostete ohne Anfahren 100 Goldmark. Meister Scherg in Siegen hatte diese gefertigt. In der zweiten Maihälfte des Jahres 1881 wurden die ersten sechs Stationen an der Mauer des damaligen Kirchfriedhofs aufgestellt. Der Spender hat den Kreuzweg nicht mehr gesehen. Er starb im Alter von 45 Jahren. Caroline durfte noch Erleben wie der Kreuzweg vollendet und eingeweiht wurde.
Sie starb 1881 im Alter von 38 Jahren.
Im Jahre 1930 wanderten die aus der Mauer gebrochenen Bildtafeln in die Scheune des alten Pfarrhauses. Später wurden die Bildstöcke vom Küster in den Kirchenkeller gebracht, wo sie nahezu in Vergessenheit gerieten.

Die 14 Kreuzwegstationen stellen eine sinnvolle Verbindung von Kirche zum Friedhof dar.

Die Schützenbruderschaft St. Hubertus holte im Jahre 1974 die gänzlich verstaubten und teilweise zerstörten Bildstöcke des alten Irmgarteichener Kreuzwegs hervor und rückten sie in einer sinnvollen Anordnung auf dem Weg zum Friedhof in den Mittelpunkt des kirchlichen Lebens.
Im Hand- und Spanndienst bemühten sich die Schützenbrüder, die bildlichen Szenen der Passion wieder aufzurichten. Statt in 14 einzelnen Stationen wurden die Bildsteine in einigen Gruppen zusammengefasst.
13 Jahre später hatten Witterung und Umweltschmutz den Zustand der Bilder sehr beeinträchtigt. Überdies übte der Landeskonservator Kritik an der Gruppendarstellung. Als sich die Kirchengemeinde 1983 ernste Gedanken zu Rettung der geschädigten Stationen machte, war es bereits fünf vor zwölf. Dennoch dauerte es, auch mit Blick auf die Finanzierung und äußere Gestaltung des Kreuzwegs fünf Jahre, bis dass die Kirchengemeinde ihren Kreuzweg in den Mittelpunkt einer beschaulichen Andacht stellen konnte.

Restauration im Jahre 1987 und Bau 14 neuer Häuschen
Die Kosten für die Restaurierung betrugen 22.000 D-Mark. Die Gesamtkosten für die Neuaufstellung lagen bei 100.000 D-Mark. Um eine Behandlung der Bildstöcke zu ermöglichen, wurden im Juni 1987 die Oberteile von den Unterteilen getrennt und für den Transport vorbereitet.
Die Restaurierungsfachwerkstätte Ochsenfarth (Paderborn) ergänzte die fehlende plastische Substanz hervorragend und gestaltete die 9. Station, die bislang durch eine Kriegergedächtnistafel ersetzt worden war, völlig neu. Die Irmgarteichener Bürger haben in Eigenleistung die Standorte für die 14 Stationen ausgeschachtet und die Fundamente vergossen. Bilanz: Rund 400 Stunden Eigenleistung. Die Befestigung der Reliefs, sowie die Zimmer- und Dachdeckerarbeiten wurden von der Dorfbevölkerung übernommen. Dank der großherzigen Spendenbereitschaft war es möglich, auch einen neuen Weg zu bauen, der mit einer wassergebundenen Decke in das bestehende Altholz des Waldes einbezogen ist.
Die Firma Manderbach aus Wilnsdorf mauerte das neue Bruchsteinmauerwerk für die 14 Stationen.
Im November 1988 wurde der neue Kreuzweg von Dechant Suermann und Pfarrer Becker eingeweiht.

„Nur die großherzigen Spenden und die Selbsthilfe ermöglichten diese Form der Restaurierung“, so Becker. Unter alten Eichen entlang führt der Kreuzweg zum Pfarrberg. An jeder Station legten Mädchen Blumengestecke nieder. MGV- Cäcilia und Musikkapelle Irmgarteichen umrahmten die Feierstunde.

Die Pflege der Stationen übernahmen zunächst Maria Ermert, danach über viele Jahre Otto Bruch,
Hermann Krippendorf (Blumenpflege) und bis heute Heinz Sötzen. Allen Helfern an dieser Stelle ein herzliches „Danke“. Jeden Freitag wird der Kreuzweg ab 15.00 Uhr gebetet.

Text: Heinrich Bruch

Witterungseinflüsse hatten den Zustand der Stationen stark beeinträchtigt (Foto von 1983).

Im Juni 1987 wurden die Oberteile von den Unterteilen getrennt und für den Transport vorbereitet, im Bild Gerhard Sting.


Heinz Sötzen pflegt seit vielen Jahren den Kreuzweg

Die Firma Ochsenfarth in Paderborn restaurierte die 14 Reliefbildstöcke.

Kreuzweg ist 130 Jahre alt

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